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Aus Helmstedts historischer Stadtgeschichte

Stadtentwicklung

Helmstedt, die wirtschaftliche Entwicklung
2. Beitrag zum Thema


Die aufgezeigte Entwicklung der Stadt spielte sich noch weit ins 19.Jh. hinein in den räumlichen Grenzen ab, wie sie durch die mittelalterliche Stadtbefestigung gegeben waren. Die Stadtmauer war mit ihren Toren und dem größten Teil ihrer Türme noch intakt, lediglich der Nordertorturm bestand nicht mehr, er taucht schon in Stadtansichten des 18.Jh. nicht mehr auf. Die Wälle hatte man um die Mitte des 18.Jh. teilweise abgetragen und mit Lindenalleen bepflanzt, die den Bürgern als Promenade dienen sollte. 1821 wurde der Oster- und der Südertorturm abgetragen, stattdessen Holztore errichtet, bis auch diese mit den anderen Toren 1845/46 endgültig verschwanden. Allein das Neumärker Tor, heute der Hausmannsturm, blieb mit seinem Turm erhalten, jedoch wurde die Durchfahrt 1845 erheblich vergrößert.

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Außerhalb dieser noch so geschlossenen Befestigung bestanden neben den zahlreichen Windmühlen, die Helmstedt vor dem Norder- und dem Südertor sowie auf den Tanzbleek besaß – Ludewig nennt in seiner 1821 erschienen Beschreibung noch elf – nur wenige Gebäude. Nach Ludewig sind es: Das 1795 erbaute Schützenhaus hinter dem Hafermühlenteich (an dem sich im 18. Jh. auch eine Wassermühle befunden hatte), das Badehaus von 1820 an demselben Teich mit einem nahegelegenen Wirtshaus, der ehemaligen Wachsbleiche, die Ziegelei vor dem Nordertor, das Wirtshaus “Weißes Roß“ ( jetzt Roßtr.3 ), eine “Cichorienfabrik vor dem Ostertor, nicht mehr als solche genutzt“, ein Wirtshaus zwischen der Vorstadt Neumark und dem Kloster Marienberg im Garten gelegen“ (wohl Braunschweiger Straße 25), die “sog. Feuermaschine“ womit Reste der schon erwähnten Koch’schen Braunkohlegrube gemeint sind und schließlich die Vitriol- und Alaunfabrik mit einigen kleinen Wohnhäusern in der Nähe dieser Grube. Zu nennen ist außerdem noch das 1710 vor dem Nordertor erbaute Wirtshaus “Goldener Engel“, das später als Wohnhaus des Schmidt‘schen Gutes diente und inzwischen mit den südlich anschließenden Wohnhäusern dem Stadtring zum Opfer fiel. Auch war der Gröpern – wohl im 18.Jh. – bis zum Nordertor verlängert und bebaut worden, ein Tor schloss ihn im Norden ab. Der größte Teil des die Stadt umgebenen Geländes wurde damals für Gärten genutzt. Auch sechzig Jahre später hatte sich die Situation noch nicht grundsätzlich geändert, wie ein Plan von 1881 zeigt. Vereinzelt waren einige Häuser hinzugekommen, vor allem am Braunschweiger Tor, im Osten nahm die 1872 angelegte Bahnlinie größeren Raum ein.

Hatte der Platz innerhalb der Wälle noch bis weit ins 19. Jh. hinein ausgereicht – wenn auch hin und wieder schon Klagen über mangelnde Wohnungen laut geworden waren – so wird in der zweiten Hälfte des 19.Jh. die Situation aufgrund der schnell wachsenden Bevölkerungszahlen unhaltbar.

In der ersten Jahrhunderthälfte wuchs die Zahl der Einwohner noch um 150 – 200 innerhalb von zehn Jahren, zwischen 1861 und 1871 waren es schon 1.000 und zwischen 1871 und 1881 bereits etwa 2.000. 1905 wohnten mit 15.415 Einwohnern dreimal so viel Menschen in Helmstedt wie einhundert Jahre zuvor.

Die neu Hinzuziehenden sind lt. Verwaltungsbericht von 1886 hauptsächlich “1. Leute aus dem Gewerbe- und Arbeiterstande, 2. Familien mit Kindern, welche in die hiesigen Schulen sollen, 3. Personen die in dem freundlichen Städtchen in Ruhe und Zurückgezogenheit ihren Lebensabend zubringen.“

Für alle diese Menschen musste Wohnraum geschaffen werden. Die ersten Bauten entstanden noch recht vereinzelt in den 1870er Jahren auf den Wällen und am Braunschweiger Tor. Einer schnelleren Entwicklung stand vor allem die immer noch starke Abgeschlossenheit der Stadt entgegen, weiterhin ermöglichten ja nur die vier Tore den Zugang. Aber auch die ungünstige Lage des Bahnhofs und das Wasser- und Entwässerungsproblem, dessen Lösung eine wichtige Voraussetzung für die Ansiedlung von Industrie war, werden als Gründe genannt. Außerdem fehlte ein Bebauungsplan als Richtschnur für die weitere Entwicklung der Stadt.

Text:Herbert Rohm

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Quelle: ‘Helmstedt, Architektur durch die Jahrhunderte‘ / Elke von Schulz 1981 – Stadt Helmstedt
Bilder: Stadtarchiv; H.Rohm

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