Johann Friedrich Pfaff
Ein Gelehrter an der Universität Helmstedt
Johann Friedrich Pfaff geb. 22.12.1765 in Stuttgart; gest. 21.04.1825 in Halle.
Johann Friedrich kam als zweites von zwölf Kindern eines württembergischen Finanzrates zur Welt. Er besuchte mit 9 Jahren die Hohe Karlsschule in Stuttgart und belegte später an dem inzwischen zur Universität erhobenen Institut die Fächer Jurisprudenz, Philologie, Geschichte und Philologie. 1785 schloss er dort seine Jurisprudenz Studien ab, bildete sich jedoch seiner Neigung entsprechend mathematisch weiter. Herzog Karl Eugen von Württemberg schickte ihn auf eine Bildungsreise. Noch 1785 begann er für zwei Jahre in Göttingen zu studieren. Er hörte Mathematik bei Abraham Gotthelf Kästner und Physik bei Georg Christoph Lichtenberg. Am 4.6.1786 erhielt er von der Philologischen Fakultät in Göttingen einen Preis für die Schrift "De ortibus et occasibus siderum“, die den Auf- und Untergang der Gestirne behandelt. 1787 ging er nach Berlin, um unter Johann Elert Bode Astronomie zu studieren.
1788 führte ihn eine zweite Bildungsreise über Halle, Jena, Helmstedt, Gotha, Dresden und Prag nach Wien. Am 15.3.1788 wurde er, erst 22 Jahre alt, als Professor der Mathematik in Helmstedt bestallt. Im gleichen Jahr erhielt er von der Hohen Karlsschule das Dr. Diplom. 1797 erschien in Helmstedt sein bedeutendstes Werk, "Disquisitiones analyticae maxime ad calculum integralem et doctrinam serierum pertinentes“, das sich mit der Integration von Differentialgleichungen beschäftigt.
1798 nahm ihn die Akademie zu St. Petersburg, 1801 die herzogliche Deutsche Gesellschaft in Helmstedt als Mitglied in ihre Reihen auf. Ein Jahr später promovierte Pfaff den berühmten Mathematiker Carl Friedrich Gauß in Helmstedt -in absentia- zum Dr. phil. Und beherbergte ihn für einige Monate, als dieser an seinen "Disquisitiones arithmeticae“ arbeitete. Einen Ruf nach Dorpat lehnte er ab. Daraufhin ernannte ihn Herzog Karl Wilhelm Ferdinand am 4.8.1808 zum Hofrat. Zu seinen Schülern zählten die Mathematiker Johann Martin Bartels, Christian Gerling und Karl B. Mollweide.
Als die Universität im Frühjahr 1810 geschlossen wurde, ging er auf eigenen Wunsch als Hofrat und Professor der Mathematik und Phil. nach Halle.
Pfaffs wichtigsten wissenschaftlichen Beitrag stellt die Theorie der partiellen Differentialgleichungen dar. Er formulierte 1814 das sog. Pfaffsche Problem, in dem es um die Vereinfachung gewisser Differentialausdrücke geht. Die "Pfaffschen Formen“ sind heute ein fester Bestandteil der Grundausbildung in der mathematischen Analysis. Er löste 1810 die öffentlich gestellte Frage zur Bestimmung der größten, einem konvexen Viereck einer beschreibbaren Ellipse, mit der sich auch Gauß und Mollweide beschäftigten.
Text: Herbert Rohm
Quelle:
Helmstedter Altstadt-Brief
Ausgabe: 3 / 2023
Herbert Rohm
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