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Aus Helmstedts historischer Stadtgeschichte

die wirtschaftliche Entwicklung

Entwicklung der Stadt im 19. und 20. Jahrhundert

Für die zögerliche wirtschaftliche Entwicklung der Stadt sollten sein: Die ungünstige Lage des Bahnhofs und das Wasser- und Entwässerungsproblem, dessen Lösung eine wichtige Voraussetzung für die Ansiedlung von Industrie war, werden als Gründe genannt. Außerdem fehlte ein Bebauungsplan als Richtschnur für die weitere Entwicklung der Stadt.

Ein solcher Plan wurde der Berliner Firma Havestedt und Contag in Auftrag gegeben, die ihn 1885 der Stadt vorlegte. Er sah rings um den Stadtkern ein Netz von Straßen vor, das durch Begradigung und Ausbau bestehender Landstraßen und Feldwege sowie gitterförmig dazwischen gespannter Straßen geschaffen werden sollte. Vier weitere Zugänge sollten eine enge Verbindung der neuen Gebiete an den Altstadtbereich ermöglichen. Davon wurden zwei - die Albrechtstraße im Westen und die Schillerstraße im Osten – realisiert. Der vorgesehene Durchbruch des Langen Walles im Norden in Verlängerung der Walpurgisstraße kam nicht zur Ausführung und im Süden begnügte man sich mit der inzwischen entstandenen Wallstraße -jetzt Lutherweg- anstelle der geplanten Öffnung in Verlängerung der Schmiedegasse.

Fotos: Wulf Hein
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Die neuen Stadtviertel waren vorwiegend als Wohngebiete gedacht, zwei Gebiete sollten der ‘ackerbaubetreibenden Bevölkerung dienen‘ - im Westen zwischen Gustav-Steinbrecher-und Braunschweiger Straße, im Osten um die Harbker Straße zwischen Magdeburger Straße und Bahnlinie -. Das Gebiet nördlich der Neumark war für ‘Großindustrie‘ vorgesehen, da noch der Plan eines zweiten Bahnhofes in der Nähe des Klosters St. Marienberg bestand.

In der Altstadt selbst sah der Plan neben der Anlegung der Albrechtstraße und des Wallplatzes neue Straßenfluchtlinien vor, die zum Ziel hatten, die Straßen so weit wie möglich zu begradigen, möglichst alle Vor- und Rücksprünge einzuebnen, wie es auch schon im 18. Jh. wiederholt gefordert worden war. Damit wurde allerdings eher das Gegenteil bewirkt, denn da nur wenige neue Bauten entstanden und diese die neue Baulinie einhielten bildeten sich neue Ecken und Winkel heraus (z.B. Markt 12, Neumärkerstraße 13, Bauerstraße 22).

Der Bebauungsplan löste einen ungeheuren Bauboom aus. In den folgenden 30 Jahren wurde ein Gebiet bebaut, das in seiner Größe etwa der der gesamten Altstadt entsprach. Einige Bauunternehmer kauften größere Geländestücke auf und ließen sie in einem Zuge mit Mietwohnhäusern bebauen, die sie dann verkauften oder auch vermieteten.

Fotos: Herbert Rohm
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Die Erweiterung der Stadt erfolgte zunächst nach Süden und Westen. Dabei hielt man sich, was den Straßenverlauf anbetrifft, ziemlich eng an den Bebauungsplan. Lediglich die an mehreren Kreuzungen vorgesehen runden oder ovalen Plätze entfielen. Batterie-, Schützen- und Kleiner Wall wurden mit anspruchsvollen Mietwohnhäusern für das gehobene Bürgertum bebaut. Im Süden entstand, wie geplant, das Villenviertel. Auf dem für Industrie vorgesehen Gelände wurden einfache Mietwohnhäuser für einkommensschwache Bevölkerungsschichten errichtet. Es entstand dort ein geschlossenes Wohnviertel von ungewöhnlich großer Einheitlichkeit. Die Industrie wurde weiter außerhalb an der Emmerstedter Straße angesiedelt, wo auch ein neuer Bahnhof, der Emmerstedter Bahnhof, an der 1895 angelegten Bahnstrecke nach Oebisfelde entstand. Einer weiteren Ausdehnung nach Osten und Norden waren die Eisenbahnlinie nach Berlin und das Kloster St. Ludgeri einerseits sowie der noch geschlossen erhaltene Lange Wall andererseits im Wege. Hier wurden zunächst nur einzelne Bauten errichtet, größere Neubaugebiete entstanden erst im weiteren Verlauf des 20.Jh., vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg.

Quelle: ‘Helmstedt, Architektur durch die Jahrhunderte‘ / Elke von Schulz 1981 – Stadt Helmstedt
Bilder: Stadtarchiv; H.Rohm



Quelle:
Helmstedter Altstadt-Brief   
Ausgabe:  1 / 2023
Herbert Rohm

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