Helmstedts Straßen
Die Bötticherstraße
Die namengebenden Böttcher finden sich unter den seit dem 16. Jh. nachweisbaren Bewohnern nur vereinzelt. Die Bewohnerschaft war sehr gemischt. Neben den Handwerkern (vorrangig Schuhmacher, Schneider und Bäcker) finden sich zahlreiche Professoren, Brauer und Kaufleute. Bis ins 19.Jh. wurde die beidseitige Bebauung der Straße auf der Ostseite nur durch die ehemaligen Universitätsgebäude (s. Juliusplatz), auf der Westseite durch zwei schmale Gassen unterbrochen. Um 1870 erfolgten dann gegenüber der alten Universität die Neubauten von Amtsgericht und Gefängnis. Im Laufe der zweiten Hälfte des 19. Jh. und des ersten Drittels des 20. Jh. wurde die Wohnbebauung nördlich vom Juleum und Badergasse immer mehr von den Fabrikations- und Lagerräumen der Spinnerei Hampe verdrängt. Nach ihrem Abbruch 1974 entstanden hier seit 1977 wieder Wohnbauten, jedoch nur auf der Ostseite in Anlehnung an die frühere geschlossene Bebauung. Einen weiteren starken Einschnitt bildet die 1926/27 angelegte Albrechtstraße.
Die Grundstücke der westlichen Straßenseite reichten – ursprünglich wohl alle, jetzt noch zum überwiegenden Teil – bis zur Stobenstraße und wurden bzw. werden dort durch Wirtschaftsgebäude abgeschlossen. Die noch erhaltene ältere Wohnhausbebauung besteht fast durchgängig aus z.T. stärker veränderten zweigeschossigen Fachwerkbauten der zweiten Hälfte des 18. oder der ersten Hälfte des 19. Jh. Einen besonderen Rang nimmt neben dem ehemaligen Universitätsgebäuden und dem Amtsgericht das stattliche Haus Nr. 51 ein, das wie wenige andere Häuser noch heute eine Vorstellung davon vermittelt, wie das Haus eines begüterten Professors im 16./17. Jh. ausgesehen hat.
Quelle:
Helmstedter Altstadt-Brief
Ausgabe: 3 / 2022
Herbert Rohm
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